Time flies! Gute vier Monate sind rum. Mittlerweile ist das Leben in afrika alltäglich geworden und ich
weiß garnicht was ich hier eigentlich aufregendes mitteilen könnte. Ich habe mich gut in meinem großen Haus eingelebt und es wird immer
wohnlicher. Ich versuche so viele Bilder wie möglich zu malen, wenn
es meine Zeit erlaubt, um meine anfangs sehr kahlen Wände damit
vollzuklatschen.
Auch das Alltagsleben mit dem Krankenhauspersonal,
vor allem aber mit den Nonnen, erscheint mir nun sehr familiär. Jeder kennt die Macken der anderen mehr oder weniger gut, es wird
viel geblödelt und wenn auch selten gestritten. Dazu muss man
wissen, dass Ugander absolut nicht direkt und offen über Probleme
oder Ungereimheiten sprechen können. Wenn überhaupt mal etwas
angesprochen wird, gibt es nie Addressaten.
Genau diese Konfliktscheue macht auch meine Arbeit mit dem Rettungsdienst nicht
unbedingt leicht. Ich persönlich kann gut über Dinge meckern, wenn
sie mir nicht passen oder nicht so funktionieren wie sie sollten. Ebenso finde ich ehrliches, gerade heraus addressiertes Feedback gut
und hilfreich, auch wenn es einem erstmal nicht so recht schmecken
mag. Durch immernoch vereinzelte Notrufe (ca. 3-4/Woche) erscheint es
den Teammitgliedern oft nicht als notwendig das System dauerhaft in in gutem Zustand zu halten, sodass, wenn dann endlich mal ein Ruf eingeht,
sofort und ohne Mängel drauf los gearbeitet werden kann.
Das absolut Anstrengendste hier in Uganda ist also für mich das Team zu
motivieren einen dauerhaft guten Service zu gewährleisten. Dazu
gehört auch möglichst viel teaminterne Kommunikation zu betreiben
und Raum für Problembesprechungen zu schaffen. Doch so gut wie jede
zweite Woche erscheinen viele nicht mal zu den wöchentlichen Meetings ohne sich vorher abzumelden. So sitze ich jeden Montag um
fünf Uhr nachmittags und bange um rege Teilnahme. Meistens nehme ich
mir ein buch mit, denn in Uganda habe ich in vier Monaten auch nicht
einmal jemanden ohne minimal 15 Minuten Verspätung erscheinen sehen :D
Vergangenen Montag habe ich dem Team vorgeschlagen eine Weihnachtsfeier zu veranstalten, um die bisherige Arbeit
wertzuschätzen und die Arbeitsmoral zu pushen. Interessant war für
mich zu beobachten wie redselig das Team auf einmal wurde, sobald es
um essen und bier ging :P. So wurden aus dem sonst maximal 45
minütigen Meeting ein 120 minütiges. Ich hoffe, dass es
das Team etwas zusammen bringt und ihnen das Rettungssystem so
präsenter wird. Seitdem ich gekommen bin, wirkt es für mich so, als
nähmen sie das System als anhängsel des Krankenhauses wahr. Ich habe nicht das Gefühl, als würden sie das
auch finanziell große Potenzial der Ambulanz sehen.
Genug der Kritik. Persönlich geht es
mir mit gelegentlichen Tiefs sehr gut und ich fühle mich gut
aufgehoben. Allerdings fehlt mir immernoch der persönliche Kontakt mit Familie und Freunden, den ich aus Deutschland gewohnt bin. Hier in Uganda erscheinen mir persönliche gespräche oft oberflächlich und
der kulturelle Unterschied in Kombination mit der Fremdsprache machen
es mir teilweise unmöglich meine Probleme an noch so enge Freunde
heranzutragen. Ich denke auch nicht, dass sich das in den restlichen
acht Monaten ändern wird und ich werde auch weiterhin viel mit mir
selbst ausmachen müssen. Ich betrachte es aber weniger als
wirkliches Problem und mehr als eine sehr lehrreiche Erfahrung und Selbstübung. Allerdings hat einer meiner besten Freunde tatsächlich
einen Flug hier gebucht und wird den ganzen März mit mir in Uganda
verbringen. Schöntoll!
Passend zum Thema Selbstübung werde
ich nächste Woche mein Schweige-Exerzizium machen. Eine woche nicht
sprechen, nicht lesen, keine Musik, kein Sport und viel Kommunikation
mit dem Selbst. Es wird auch eine Art der Vorbereitung auf Weihnachten. Obwohl ich nicht gläubig bin, ist Weihnachten für mich
doch eine Zeit der ruhe und Andächtigkeit.
Zum thema Glauben hatte ich hier
übrigens schon viele kritische aber auch lustige Diskussionen mit
den Nonnen. Wie oft ich schon gehört habe, dass meine Mutter einen
großen Fehler gemacht hätte mich nicht schon als kleines Kind
getauft zu haben. darüber muss ich immer sehr schmunzeln und
versuche zu entgegnen, dass es ganz im Gegenteil genau das richtige
war, denn nur so konnte ich selbst darüber entscheiden ob ich mich
mit einer Religion identifizieren kann. Obwohl die Gespräche sehr
unterhaltsam sind und mir viel Aufschluss über das Lebensverständnis
der Ugander geben, reden wir doch meist völlig aneinander vorbei. Ich denke auch das wird sich in Zukunft nicht ändern und das muss es vielleicht auch nicht.
Soweit wieder aus Kyamuhunga, ich hoffe
euch allen geht es gut ohne mich, obwohl ich das für nicht sehr
realistisch halte :) Frohe Weihnachten!
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