Freitag, 1. November 2013

Lange funktionierte das Internet auf dem Gerät nicht, doch nun scheint das Problem gelöst und ich komme mal wieder dazu, ein wenig aus der Ferne zu berichten.



Kurz nach meinem letzten Eintrag war ich mit ein paar anderen Freiwilligen aus Bushenyi und Fort Portal zu Besuch in Entebbe. Dort angekommen ging es direkt los zu einer ugandischen Hochzeit, die um 14:30 Uhr beginnen sollte. Wie so oft hier zog sich alles etwas in die Länge und die Zeremonie begann erst als es bereits dunkel war - um 21 Uhr. Nichtsdestotrotz war es eine spaßige Erfahrung die Feier mitzuerleben, wenn auch ein bisschen aus dem Hintergrund. Nach der Hochzeit waren wir noch in einem ziemlich guten Club tanzen. Es war mein erster Discobesuch in Uganda und ich musste mich erstmal an die Tanzgewohnheiten der Ugander und vor allem der Uganderinnen gewöhnen. Spät und ausgelaugt quetschten wir uns zu viert auf zwei gefühlt hauchdünne Matratzen. Dementsprechend müde schleppten wir uns am nächsten Tag in den Zoo. Abends ging es zum eigentlichen Anlass des Besuchs - der deutsche Botschafter in Kampala hatte zur Wahlparty des Deutschen Bundestages eingeladen. Die Wahl konnte bei bestem Wetter live auf großer Leinwand im Garten des Goethe-Zentrums verfolgt werden, es gab Bratwürstchen, Kartoffelsalat und Freibier. Plötzlich stand man dort mit bestimmt hundert deutschen Freiwilligen verschiedenster Organisationen, deutschen Diplomaten und etlichen anderen Weißen und man hat ganz vergessen, dass man sich eigentlich in Ostafrika befindet. Nachts ging es im Matatu zurück ins ca. 45 Minuten entfernte Entebbe.


In Kyamuhunga hat sich in sofern einiges bezüglich des Rettungsdienstprojekts getan, als dass es kaum Einsätze gibt. Diese Regenzeit war verhältnismäßig trocken und die Ernte fiel schlecht aus, sodass die Leute den Transport nicht bezahlen können und daher garnicht erst anrufen. Das ist zumindest die Erklärung meiner Kollegen. Ich finde meine Vorstellung, dass einfach alle gesund sind, schöner.
Sehr erfreulich ist, dass ich der Rettungsdienst nun einen eigenen Fahrer hat und Funkgeräte zur Verkürzung der Alarmierungskette innerhalb des Teams auf dem Weg von Deutschland hier her sind.
Wie auch immer hatte ich außer einigen organisatorischen Dingen und zwei Werbeveranstaltungen für den Rettungsdienst in nahegelegenen Kirchen irgendwann nicht mehr viel zu tun und wusste nicht so richtig in welchem Bereich des Krankenhauses ich am liebsten arbeiten würde. Neben der Arbeit im Labor habe ich viel gelesen, geschrieben, Sport gemacht,  und Runyankore gelernt.


Zwei Wochen nach Entebbe sind zwei Freundinnen aus Kampala zu Besuch gekommen und zusammen mit zwei weiteren aus Bushenyitown wurde local food gekocht und eine Tagestour durch den Queen Elizabeth Nationalpark und zum Äquator unternommen.


Gleich ein paar Tage darauf lockerte sich eine meiner Zahnkronen. Eigentlich kein erzählenswertes Vorkommnis, aber für jemanden, der in Uganda noch nie in Behandlung war, ist es schwierig zu entscheiden an welchen Zahnarzt man sich wenden soll. Es endete damit, dass ich auf Anraten eines ugandischen Freundes im ca. 60 Minuten entfernten Mbarara auf dem Behandlungsstuhl eines sehr guten und erfahrenen Zahnarztes lag. In der gleichen Woche fuhr ich mit den zwei Freundinnen aus Bushenyitown (ca. 15 Minuten von Kyamuhunga entfernt) ins drei Stunden entfernte Fort Portal im Norden. Sehr ungewohnt war dort, dass es so viele Weiße gibt, die meistens in von Weißen geleiteten Restaurants und Bars untwerwegs sind. Grund dafür ist, dass dort viele NGOs ihren Sitz haben. Abends ging es also mit vielen Deutschen und Engländern Pizza essen und weiter in eine ziemlich gute open-air-Bar. Mir fiel auch auf, dass es in Fort Portal sehr viel kühler ist als im manchmal eh schon kalten Kyamuhunga.
Mal wieder übermüdet ging es am nächsten Tag in einer großen Gruppe und in einem völlig überfüllten Kleinbus zu den Moroma Waterfalls. Wir hatten ugandische Freunde dabei, die uns zwischen dem besteuerten, aber sicheren Weg und dem illegalen, unsicheren, aber Gebührenfreien Weg zu den Wasserfällen wählen ließen... Illegal und relativ gefährlich ging es einen steilen und rutschigen Abhang hinunter. Am Wasserfall angekommen, musste dieser natürlich erstmal hochgeklettert werden. Dabei rutschte ich so ungünstig aus, dass ich mir ein paar zünftige Wunden auf dem Schienbein zuzog. An sich auch keine große Sache, aber ich musste nach dem Sturz auch noch wieder hinunterklettern und dadurch hatten die Wunden viel Kontakt mit eher bedenklichem Wasser. Jedenfalls schwoll der Unterschenkel in den folgenden Tagen stark an und ich konnte kaum laufen, verarztete mich mit Antibiotikasalbe und dachte sogar über orale Antibiotika nach. Mittlerweile ist alles auch ohne orale AB gut verheilt.

Ein paar Tage nach der Heimkehr aus Fort Portal gab es für mich eher unerfreulichere Nachrichten. Eine der Nonnen, die ich sehr lieb gewonnen hatte, musste kurzfristig das Krankenhaus verlassen. Sehr cool war allerdings ihre Abschiedsfeier am Vorabend ihrer Abreise, es war quasi die erste Festivität für mich in Kyamuhunga zusammen mit fast allen Schwestern.



Durch die viele Reiserei konnte ich recht lange kein Basketballtraining in Mbarara mehr wahrnehmen. Das wollte ich nachholen. Am Samstag vor zwei Wochen traf ich mich also mit meinem ugandischen Kumpel (er ist Lehrer) aus Mbarara und wir trainierten zusammen mit anderen Lehrern eine größere Gruppe ca. 14-jähriger Mädchen aus seiner Schule. Am darauffolgenden Sonntag wollte ich eigentlich an einem größeren Show-Turnier teilnehmen, bekam aber vermutlich aufgrund von schlechtem Essen das erste mal Magenprobleme mit allem was dazu gehört und fuhr zurück nach Kyamuhunga, um dort einige Tage schwach und unfähig irgendwas zu mir zu nehmen herum zu vegetieren.



Ende letzter Woche fing ich wieder genesen an im OP zu arbeiten bzw. erstmal nur zu hospitieren und leicht zu assistieren. Ich durfte meine erste Geburt und eine Beschneidung beim Mann miterleben. Mitterweile gab es einige weitere Geburten und Kaiserschnitte. Schon ein komisches Gefühl den Moment mitzuerleben, wenn ein neues Leben beginnt.

Neustes Ereignis ist mein gestriger Umzug gewesen. Ich wohne nun alleine in einem ziemlich großen Haus mit fünf Zimmern und bin seit dem Einzug tüchtig am werkeln und sauber machen. Habe mir aufgrund der Größe erstmal direkt neue große Lautsprecher geschenkt und nun schallt es aus meinem wie aus jedem anderen ugandischen Haus.

Genug erzählt, in vier Wochen (oder so..) vertell ich dann wieder einen aus Kyamuhunga. Fotos dürfen aber natürlich nicht fehlen:


buh!

meine ehemaligen Nachbarn

Basketballtraining in Mbarara

Abschied von Sr. Theresa (Mitte)

Kazinga Channel nahe des Äquators

Maroma Waterfalls

Lake Victoria in Entebbe

Wahlparty im Goethe-Zentrum Kampala

Queen Elizaböff National Park